Dein Gemüse, das unbekannte Wesen | MAIS

Dein Gemüse, das unbekannte Wesen

Heute: Mais (Zea mays)

'gegrillt' von Monika Lamberts-Hengster

Gabe der Götter -
Schenkung unter Auflagen?

Mais gehört zur Familie der Süßgräser, stammt ursprünglich aus Mexiko und ist eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Mais liegt auf dem ersten Platz der Weltgetreideernte – vor Reis und vor Weizen. Er ernährt Millionen. Allerdings dienen mehr als 60% der Ernte als Tierfutter zur Milch- und Fleischproduktion und zunehmend wird mehr und mehr als Rohstoff für Biogas und ähnliche Energieträger verwendet. Das Problem dieser konträren Verwendungsmöglichkeiten und Konkurrenzen wächst und wächst.

Hunger und Durst

In Afrika, Lateinamerika und Teilen Asiens ist er Grundnahrungsmittel und wird meist als Maisbrei gegessen. Mais zählt als Gemüse, Getreide und als Frucht und wird in über 3.500 Varianten verwendet, Millionen von Menschen sind von ihr als ihrer einzigen Ernährungsgrundlage abhängig. Das birgt verschiedenste Risiken.Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung ist Mais mit seiner hohen Sättigungskraft durch Kohlenhydrate, Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien zwar ein günstiger Hungerstiller. Für Millionen von Menschen ist die notwendige Kombination mit anderen Nahrungsmitteln wie Gemüse und Eiweiß nicht gewährleistet, denn Mais wird überwiegend von Armen verzehrt.

Von allen kommerziell angebauten Nahrungspflanzen benötigt Mais die meiste Fläche und laugt den Boden durch sein Wachstum aus, weil er ihm wichtige Nährstoffe und Stickstoff entzieht. Dies ließe sich durch nachhaltige Anbauformen wie Zwischenfrüchte oder Kompostierung mildern. Viele Anbauer kennen oder können solche Techniken aber (noch) nicht.In ärmeren Ländern nimmt die Beliebtheit von Mais dennoch zu. Von seinem Anbau hängt der Lebensunterhalt von Millionen Bauern ab, die dadurch anfälliger für die Folgen des Klimawandel, zunehmende Wasserknappheit und steigende Weltmarktpreise werden. In Afrika, wo es keine Bewässerungssysteme gibt, sind sie auf Regen angewiesen, denn Mais ist eine besonders durstige Pflanze. Ein Rückgang der Maiserzeugung in den besonders abhängigen afrikanischen Ländern um 20% in den nächsten 10 Jahren wird von der NASA prognostiziert. Mit nachhaltigen Techniken wie Wasserrückhaltesystemen und Sorten, die weniger Wasser brauchen, könnte hier geholfen werden.

Macht und Märkte

Dies erscheint auch notwendig, denn die Nachfrage nach Mais steigt. Sie wird sich voraussichtlich bis 2050 verdoppeln, da sowohl die Weltbevölkerung, ihr Fleischkonsum, ihre Produktion und ihr Verkehr wachsen. Länder mit niedrigem Einkommen können sich Importe nicht leisten und müssen resilienter vor Ort anbauen lernen.

Die weitere Einsatzmöglichkeit von Mais als sogenannter umweltfreundlicher Alternativtreibstoff gefährdet die Ernährungssicherheit ärmerer Länder, denn die Konkurrenz zum Biotreibstoff treibt die Preise hoch, – ein Dilemma ohne aktuelle Lösung. Es wird ein Anstieg der Nachfrage nach solchen Treibstoffen um 20% bis 2027 erwartet.Die Probleme der Maisproduktion gehen somit weit über die Maispflanze selbst, die Bauern in Afrika – und erst recht unsere durch Maisfelder versperrte Sicht auf (auch auf biobetriebenen) Gegenverkehr hinter den Kurven - hinaus.

Mayas und Maisgötter

Bis heute nennen sich die Mayas „Menschen aus Mais“. Sie betrachten die Pflanze als Gabe der Götter, der sie ihre Existenz verdanken. Die Indios verehrten Maisgottheiten, brachten ihnen Opfer und schufen Skulpturen bereits in prähistorischer Zeit. Durch das trockene Klima haben sich Maiskolben erhalten, die aus der Zeit von 5000 bis 3400 vor Christus stammen sollen. Die Kolben waren nur 2,5 cm lang und hatten sechs bis neun Körner pro Reihe. Der zunächst wildwachsende Mais wurde erst, als die Indios sesshaft wurden, gezielt angebaut und dadurch auch größer. Vor etwa 5000 Jahren waren die Kolben schon fast sieben Zentimeter lang und bildeten wohl die Nahrungsgrundlage der mittelamerikanischen Hochkulturen. Der Anbau war einfach und die Ernte gut. Durch künstliche Bewässerungssysteme und Züchtungen konnte sich die Größe auf 50-mal die der ursprünglichen Wildpflanze steigern und förderte den Wohlstand der damaligen Hochkulturen.

Futter und Fortschritt

Nach Europa, zunächst Spanien, brachte Kolumbus die Pflanze 1496. In Spanien und besonders in der Türkei war der Anbau sehr erfolgreich und es gab erste Plantagen schon Ende des 16. Jahrhunderts. Mais wurde als „Türkischkorn“ zur günstigen Nahrung in vielen südeuropäischen Ländern. In Nordeuropa setzte es sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts durch, als es kälteresistentere Sorten gab und Maschinen für den Anbau entwickelt wurden. In Deutschland wurde Mais ursprünglich nur als Futterpflanze verwendet, der Zuckermais, den wir heute essen, entstand erst Mitte des 19. Jahrhunderts. Weniger als 1% der deutschen Anbauflächen gab es damals für den Mais, die starke Verbreitung erfolgte erst ab den 1970er Jahren.

Mechanisierung und Massenproteste

Die Einwanderer nach Amerika fanden den Mais dort bereits vor und konnten von seiner Anspruchslosigkeit im Anbau profitieren. Er wurde „Indian Corn“ genannt und ihre Ernährungsgrundlage. Der mittlere Westen wurde zum Hauptanbaugebiet. Heute ist die USA der größte Maisproduzent und Exporteur der Welt. Gentechnik und Mechanisierung steigerten den Ertrag enorm. Die Verwendung in der Tiermast und die für Biotreibstoff führten und führen zu viel Kritik, 1997 zu Massenprotesten in Mexiko, dem Ursprungsland dieser Pflanze, wo sich die Menschen ihr traditionelles Getreide nicht mehr leisten konnten.

Pop und Perlen

Neben den problematischen Fakten zum Maisanbau gibt es auch viele andere interessante Dinge über die vielseitige Pflanze zu wissen. Heute existieren mehr als 5000 verschiedene Maissorten, nicht nur Hartmais zur Herstellung von Polentagrieß und Zahnmais für Maismehl. Es gibt auch Popcornmais, der beim Erhitzen aufpoppt und Zuckermais, der im Milchreifestadium geerntet wird und dann frisch verzehrt werden sollte. Durch einen Gendefekt wird der Zucker bei dieser Sorte nicht in lagerfähige Stärke umgewandelt und bleibt im süß schmeckenden Korn. So ist unser Solawi-Mais und deshalb zügig verzehren!Unglaublich schön erscheint auch der Glasperlenmais - eine bunte Sorte, die trotz der Optik auch essbar ist. Es gab sogar mal einen (bestandenen) Faktencheck zu den fantastischen Fotos. Unbedingt mal kurz anschauen und gern auch die Geschichte dazu lesen.

https://www.nativeseeds.org/blogs/blog-news/the-story-of-glass-gem-corn-beauty-history-and-hopehttps://flora-obscura.de/portfolio-item/der-glasperlen-mais-zea-mays-ssp-mays-convar-indurata-glass-gem-corn/https://www.mimikama.org/bunte-maiskolben/


Que aproveche und Guten Appetit

Nicht nur anschauen, sondern nachkochen lassen sich viele leckere Rezepte mit Mais, im Internet z.B. unter https://www.lfl.bayern.de/ipz/mais/289927/index.php zu finden. Und natürlich sollte man den Klassiker „Mexican Street Corn“ probieren, auch hier in Bayern. Ein Straßengericht im Ursprungsland und absolutes Muss in der authentischen mexikanischen Küche. Es lässt sich aus unseren Solawir-Maiskolben bestimmt auch gut nachgrillen.https://www.kult-grill.de/mexican-street-corn/


Quellen:
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Mais
  • https://www.worldvision.ch/beitrag/10-fakten-ueber-mais-interessantes-und-unerwartetes/
  • https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/lebensmittel/mais_ein_korn_fuer_alle_faelle/pwiemaisdieheiligepflanzedermexikanischenindios100.html
  • https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/pflanzensteckbriefe/mais